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„Die Digitalisierung verpasst der Kosmetik- und Pflegeproduktebranche das notwendige IT-Facelift“:
die Kosmetikindustrie bei Innovabee
Christian Deininger
CEO
Was die Hersteller in der Kosmetik- und Pflegeprodukteindustrie 2025 treibt, wie SAP-Lösungen und Cloud-ERP dabei praktisch unterstützen können und was für Christian Deininger entscheidende Pluspunkte für eine Partnerschaft mit Branchenexperte Innovabee sind, erzählt er der Redaktion im Interview.
Die Kosmetikindustrie hat mit vielen unterschiedlichen Markt- und Regulierungsanforderungen zu kämpfen, aber auch technologische Entwicklungen fordern die Branche und ihre Player. Was sind im Moment die wichtigsten „Trends“?
Zunächst einmal möchte ich festhalten, wie spannend diese Branche ist – schließlich sprechen wir von einem Markt, der hierzulande dieses Jahr ein Volumen von rund 15 bis 16 Milliarden Euro erreichen wird und das bei moderaten jährlichen Wachstumsraten von zwei bis vier Prozent. Angetrieben wird dies durch die steigende Nachfrage nach nachhaltigen, natürlichen und individuellen Produkten, wie etwa bei unserem Kunden ARTDECO. Und was auch die Wenigsten wissen, was aber hochspannend ist: Der deutsche Kosmetikmarkt setzt sich auch aus ganz vielen, eher unbekannten Namen zusammen, die aber echte Big Player sind – zum Beispiel Emil Kiessling Kosmetik, die im Bereich Sonnenschutz und Sonnenkosmetik Innovationsführer im deutschen Markt sind.
Was die Branche eint, sind – neben den Dauerbrennern wie Digitalisierung, Innovationsdruck oder auch Fachkräftemangel – die zahlreichen Auflagen, Vorlagen und Gesetze, die eingehalten werden müssen, wie etwa das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Denn diese sind eine echte Herausforderung: Aus Gesprächen mit unseren Kunden wissen wir, dass mittlerweile eigene Abteilungen damit beschäftigt sind, die vielen verschiedenen Vorgaben, Zertifizierungen und Genehmigungsverfahren vollumfänglich zu erfüllen. Und diese Zeit fehlt wiederum natürlich für so wichtige Themen wie die Produktentwicklung, Innovationen oder auch ganz simpel für die Kundenbetreuung.
Sprich, wir haben hier ein großes Potenzial für den Einsatz digitaler und innovativer Lösungen?
Absolut! Digitalisierte und automatisierte Prozesse sind echte Game Changer in der Branche. Damit lassen sich nicht nur die bereits erwähnten regulatorischen Vorgaben schneller und sicherer umsetzen, sondern auch kunden- und marktgetriebenen Themen wie Nachhaltigkeit und Personalisierung, Konsolidierung und Preisdruck oder der Rohstoffsicherung besser begegnen. Nicht zu vergessen die neuen Wachstumsmärkte in den USA und Asien, die ihrerseits wiederum kulturelle Anpassungen erfordern – diese Welle rollt auf die Branche nicht nur zu, sondern ist bereits da. Und genau dafür braucht es eine hochfunktionale, intelligente IT-Unterstützung als auch Support durch erfahrene Partner.
Stichwort Nachhaltigkeit: Wie begegnet die Branche dieser wichtigen, aber unglaublich komplexen Herausforderung?
Beim Ressourcen-Management im Allgemeinen und der Klimaneutralität im Besonderen wird bilateral – nämlich von Verbraucher- und Gesetzgeberseite – verlangt, beispielsweise umweltfreundlichere Produkte mit am besten plastikfreien und recyclebaren Verpackungen herzustellen. Dabei sollen die Kosmetikhersteller aber nicht nur nachhaltige Rohstoffe verwenden, sondern auch ihre gesamte Lieferkette auf CO2-Emissionen, Abfall-Management und Recycling-Fähigkeit sowie auf Einhaltung der gültigen Menschenrechtskonventionen hin überprüfen. In diesem Fall besteht die riesige Herausforderung also darin, umweltfreundliche Produkte zu entwickeln, die dennoch wettbewerbsfähig sind, keinerlei Einbußen bei der Produktqualität oder ‑wirkung haben und die durchgängig vegan, cruelty-free und fairtrade sind.
Und wie kann SAP hierbei unterstützen?
Angesichts dieser Menge an Aufgaben und To Do’s hat SAP teilweise Antworten im Portfolio, die gut in der Branche ankommen und funktionieren. Was aber wichtig zu betonen ist: Es gibt keine Lösung oder ein System, das einfach auf die bestehenden Prozesse „obendrauf“ gesetzt wird und dann, wie von Zauberhand, alle Probleme löst. Das wäre zwar schön, ist aber unrealistisch. Was aber beispielsweise ein Cloud-ERP auf jeden Fall optimieren kann, ist die Bereitstellung einer einheitlichen Datenbasis, die in den Supply-Chain-Prozessen den unterschiedlichen Unternehmensbereichen wie z.B. Produktion, Qualitäts-Management oder auch der Logistik als Grundlage dient. Zudem werden damit Systembrüche und Datensilos vermieden.
Dazu ein konkretes Beispiel aus der Praxis, das auch von unserem Kunden Maxim Markenprodukte so umgesetzt wird. Typisch für Kosmetikhersteller ist ein mehrstufiger Produktionsprozess, der zahlreiche Qualitätsprüfungen verlangt und diese auch systemseitig erfasst. Diese Daten sind in SAP S/4HANA integriert, darauf basierend werden Analysezertifikate erstellt, die anschließend in der Logistik automatisiert an die Kunden beim Versand der Ware ausgegeben werden.
Stichwort Innovationen: Welche Funktionen stehen hier im Umfeld einer SAP S/4HANA Cloud parat?
Das Pendel schlägt derzeit eindeutig in Richtung Personalisierung, naturbasierter Kosmetik und umweltfreundlicher Lösungen aus – und genau das bestimmt die Anforderungen an die IT. Und exakt an dieser Stelle können SAP-Lösungen wie gesagt ein sehr wertvolles Asset sein, etwa dank spezifischer Funktionalitäten wie einer integrierten Rezeptentwicklung für die Produktentwicklung, Tools für die Qualitätskontrolle oder mittels eines durchgehenden Einsatzes mobiler Geräte in der Logistik, die endlich die Papierberge ablösen. Denn die Kosmetikindustrie ist, wie viele andere Branchen auch, nicht vor schnelllebigen Trends geschützt: Was der Verbraucher gestern noch toll fand, kann morgen schon wieder out sein. Gerade für Mittelständler ist es daher überlebensnotwendig, sich schnell und flexibel auf neue Entwicklungen und Kundenwünsche einlassen zu können, insbesondere auch, um von den großen Marken und Handelsketten nicht überrollt zu werden.
Regulierungen und Compliance sind Ressourcenfresser: Wie lässt sich hier gegensteuern?
Alle Unternehmen müssen jederzeit sicherstellen, dass sie sämtliche gesetzlichen Anforderungen erfüllen, insbesondere auch internationale Standards – davon ist der Mittelstand nicht ausgenommen. Können Überwachung und Implementierung maximal automatisiert werden, ist hier schon die halbe Miete gewonnen. Das Mittel der Wahl ist ein Cloud-ERP, das die Einhaltung der vielen Gesetze, Vorlagen und Standards automatisch unterstützt, wie etwa die EU-Kosmetikverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1223/2009), Tierversuchsverbote, Inhaltsstoffe oder die durchgängig transparente Darstellung von Inhaltsstoffdeklarationen. Die Stoffmengenverfolgung (REACH, EG-Verordnung Nr. 1907/2006) beispielsweise ist innerhalb der Supply-Chain-Prozesse im SAP-Standard integriert, ein immenser Vorteil für die Nutzer.
Mammutaufgabe Wachstum: Wenn ein mittelständischer Hersteller nun expandieren und neue Märkte langfristig bespielen will, wie hilft eine Cloud-Lösung dabei?
Das Faszinierende an Cloud-Lösungen ist, dass sie unglaublich flexibel und skalierbar sind – und deshalb mit den ständig steigenden, durchaus wechselhaften Anforderungen als auch Marktveränderungen locker Schritt halten können. Ganz konkret kennen wir hier das Beispiel eines sehr bekannten deutschen Herstellers für hochwertige normale und medizinische Hautpflegeprodukte: Und während die Marke hierzulande fix zu den Top Sellern gehört, ist sie in Asien beispielsweise häufig „nur“ als Produkt für Kinder geläufig. Das zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es für manche Unternehmen hinsichtlich neuer Marktpotenziale ist, mit einem eigenen Vertrieb selbst vor Ort im Land zu sein – und für diese Aufgabe ist beispielweise ein Cloud-ERP die passende IT-Antwort. Das haben wir in unseren Kundenprojekten wiederholt gelernt und wir sind sicher: Da ist noch Luft nach oben, und das weiß auch SAP.
Was wir aber auch wissen: Viele mittelständische Hersteller haben den Schritt in die digitale Welt noch nicht umgesetzt oder sind gerade noch mittendrin. Aber alle müssen, und das ist branchenunabhängig, ihre Geschäftsprozesse modernisieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Standardisierte und durchgängige Geschäftsprozesse mit einer einheitlichen Datenbasis sind allerdings die Voraussetzung, um jenseits eines Cloud-ERPs auch Themen wie Künstliche Intelligenz (KI) oder Big Data einsetzen und nutzen zu können. Hier setzen wir bei Innovabee mit unserer jahrelangen Branchenexpertise und als Cloud-Early-Adopter an: Wir hören zu, wir kennen die Aufgaben, Herausforderungen und Chancen und helfen Unternehmen somit, ihre Geschäftsstrategien langfristig anzupassen und Prozesse durchgängig maximal zu optimieren, um in einem zunehmend komplexen und wettbewerbsintensiven Markt weiter erfolgreich bestehen zu können.