8 Fragen zur SAP Cloud Platform

Die­ser Bei­trag erschien ursprüng­lich im SAP News Cen­ter.
Mit­hil­fe der SAP Cloud Plat­form kön­nen Unter­neh­men web­ba­sier­te Anwen­dun­gen ent­wi­ckeln, die den Funk­ti­ons­um­fang ihres bestehen­den SAP ERP- oder SAP S/4HA­NA-Sys­tems erwei­tern. Acht Fra­gen an Hol­ger Seu­bert, Pro­dukt­ex­per­te für die SAP Cloud Plat­form bei SAP, und Chris­toph Lie­big, Lei­ter der Stra­te­gie und des Pro­dukt­ma­nage­ments für die SAP Cloud Plat­form.

1. Was ist die SAP Cloud Plat­form?
2. Inwie­fern unter­stützt die SAP Cloud Plat­form die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on im Unter­neh­men?
3. Wel­che Chan­cen sehen Sie für die SAP Cloud Plat­form?
4. Wel­che kon­kre­te Bei­spie­le gibt es für den Ein­satz der SAP Cloud Plat­form?
5. Wel­che Vor­tei­le bringt die SAP Cloud Plat­form Unter­neh­men?
6. Wel­che Vor­tei­le bie­tet die SAP Cloud Plat­form gegen­über Wett­be­wer­bern?
7. Wel­che Rol­le spielt die SAP Cloud Plat­form bei SAP Leo­nar­do?
8. Wel­che Stra­te­gie ver­folgt SAP mit der SAP Cloud Plat­form?

1. Was ist die SAP Cloud Plat­form?

For­mal wird die SAP Cloud Plat­form als soge­nann­ter Plat­form-as-a-Ser­vice (PaaS) defi­niert. Ziel ist es dabei, über ein Cloud-basier­tes Bereit­stel­lungs­mo­dell aktu­el­le und tech­nisch inno­va­ti­ve Funk­tio­nen in Form von Ser­vices anzu­bie­ten, um so den Unter­neh­men einen mög­lichst ein­fa­chen Zugang zu neu­en Tech­no­lo­gien wie etwa Machi­ne Lear­ning, IoT oder Block­chain zu ermög­li­chen. Der Plat­form-Gedan­ke beschreibt dabei eine inte­grier­te Kom­bi­na­ti­ons­mög­lich­keit der unter­schied­li­chen Ser­vices, die von unse­ren Kun­den auf unter­schied­li­che Art genutzt wer­den. Am offen­sicht­lichs­ten ist eine Kom­bi­na­ti­on mit bestehen­den SAP-Sys­te­men. So lie­fert die SAP Cloud Plat­form Tech­no­lo­gie­bau­stei­ne in Form von Cloud-Ser­vices, die als Ergän­zun­gen für SAP ERP oder SAP S/4HANA oder als Soft­ware-as-a-Ser­vice (SaaS)-Angebote ein­ge­setzt wer­den – wie etwa SAP Sucess­Fac­tors. Neben einer Erwei­te­rung bestehen­der Lösun­gen kann die SAP Cloud Plat­form auch als eigen­stän­di­ge Inno­va­ti­ons­platt­form für die Umset­zung und Bereit­stel­lung kom­plett neu­er, Cloud-basier­ter Anwen­dun­gen genutzt wer­den. Dar­über hin­aus nut­zen wir gemein­sam mit unse­ren Part­nern die SAP Cloud Plat­form als Tech­no­lo­gie-Platt­form, um eige­ne SaaS-Ange­bo­te wie etwa SAP Ana­ly­tics Cloud oder den SAP Digi­tal Board­room anzu­bie­ten.

 

Mit­hil­fe der SAP Cloud Plat­form las­sen sich bestehen­de Lösun­gen erwei­ten und inte­grie­ren oder kom­plett neue, Cloud-basier­ter Anwen­dun­gen umset­zen und bereit­stel­len. 

2. Inwie­fern unter­stützt die SAP Cloud Plat­form die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on im Unter­neh­men?

In der Wirt­schaft gibt es ein unter­schied­li­ches Ver­ständ­nis von digi­ta­ler Trans­for­ma­ti­on. Für unse­re Kun­den bedeu­tet sie oft Fol­gen­des:

1. Die Digi­ta­li­sie­rung bie­tet Unter­neh­men die Chan­ce, sich am Markt zu dif­fe­ren­zie­ren – und zwar über neue, per­so­na­li­sier­te und kun­den­ori­en­tier­te Ange­bo­te, die ein­fach zu nut­zen sind. Hier steht die Nutz­bar­keit, die User Expe­ri­ence, ver­bun­den mit der Opti­mie­rung oder Per­so­na­li­sie­rung bestehen­der Pro­zes­se, im Vor­der­grund. Das gilt nicht nur für exter­ne Ange­bo­te, son­dern auch für die Mit­ar­bei­ter des Unter­neh­mens, die etwa Urlaubs­an­trä­ge mobil stel­len und geneh­mi­gen kön­nen.

2. Geschäfts­be­rei­che las­sen sich erwei­tern und Chan­cen für den Ein­stieg in neue Markt­seg­men­te fin­den. Dabei geht es oft um Geschäfts­mo­del­le, die mehr den Ser­vice als das Pro­dukt in den Mit­tel­punkt stel­len. Bei den Auto­mo­bil­her­stel­lern fin­det zum Bei­spiel ein Wan­del vom Pro­dukt „Fahr­zeug“ zum Ser­vice „Mobi­li­tät“ statt.

Alle bei­den Berei­che unter­stützt die SAP Cloud Plat­form.

 

3. Wel­che Chan­cen sehen Sie für die SAP Cloud Plat­form?

Es gibt ver­schie­de­ne Ein­satz­ge­bie­te, die sich in der Pra­xis oft ergän­zen. Die SAP Cloud Plat­form macht Sinn, wenn bestehen­de Sys­te­me inte­griert wer­den sol­len, auf die der Kun­de zurück­grei­fen will. Das kön­nen Bestel­lun­gen sein oder Kun­den­in­for­ma­tio­nen, die in ein Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jekt mit­ge­nom­men wer­den sol­len. Zudem kann sie dazu die­nen, bestehen­de Anwen­dun­gen zu erwei­tern, indem das ERP-Sys­tem ange­bun­den wird und etwa eine intui­ti­ve Ober­flä­che für eine mobi­le Nut­zung ergänzt wird. Auch las­sen sich SaaS-Stan­dard­funk­tio­na­li­tä­ten an die Bedürf­nis­se des Kun­den mit der SAP Cloud Plat­form anpas­sen. Über kom­plett neue Appli­ka­tio­nen kön­nen fle­xi­ble Ange­bo­te ent­ste­hen (Ser­vice statt Pro­dukt), die bis­her nur mit grö­ße­rem Auf­wand umzu­set­zen waren. Zudem geht es Kun­den in der Digi­ta­li­sie­rung dar­um, ein UX-Erleb­nis zu schaf­fen – Nut­zern also über ein­fach zu bedie­nen­de Benut­zer­ober­flä­chen die Arbeit zu erleich­tern.

4. Wel­che kon­kre­te Bei­spie­le gibt es für den Ein­satz der SAP Cloud Plat­form?

MAPAL ist Her­stel­ler von so genann­ten C‑Teilen für die Bestü­ckung von Maschi­nen. Über die SAP Cloud Plat­form führt der Spe­zia­list für Prä­zi­si­ons- und Zer­spa­nungs­werk­zeu­ge Daten von Maschi­nen zen­tral zusam­men und ver­wal­tet dar­auf ihren Lebens­zy­klus – ein Plus für eine effi­zi­en­te­re Lager­ver­wal­tung. Per Smart­phone-App ist es zudem mög­lich, zu erfah­ren, wie lang spe­zi­el­le C‑Teile bereits im Ein­satz waren. In einer „War­tungs­ak­te Bohr­kopf“ sieht der Kun­de die gesam­te His­to­rie sei­nes Werk­zeugs und kann nun frü­her als bis­her erken­nen, wann ein Werk­zeug aus­ge­tauscht wer­den soll­te. Aus­fall­zei­ten der Maschi­nen las­sen sich so ver­mei­den.

 


5. Wel­che Vor­tei­le bringt die SAP Cloud Plat­form Unter­neh­men?

1. Side-by-Side-Erwei­te­run­gen: Kun­den kön­nen ihr Kern­sys­tem über eine Side-by-Side-Erwei­te­rung anpas­sen und es so sta­bi­ler hal­ten. Erwei­te­run­gen und Ergän­zun­gen wer­den in die SAP Cloud Plat­form aus­ge­la­gert. Der Vor­teil der kla­ren Tren­nung von Kern und Agi­li­täts­schicht: Für War­tungs­ar­bei­ten und Upgrades der Backend-Sys­te­me tre­ten weni­ger Auf­wän­de auf und es wer­den weni­ger Prüf­schrit­te nötig. Denn das Kern­sys­tem kann umso ein­fa­cher auf neue Ver­sio­nen gebracht wer­den, umso weni­ger Modi­fi­ka­tio­nen es ent­hält.

2. Kür­ze­rer Time-to-Mar­ket: Der Time-to-Mar­ket von neu­en Lösun­gen kann kür­zer sein. Durch die Agi­li­tät in der Ent­wick­lung von Appli­ka­tio­nen auf der SAP Cloud Plat­form ent­wi­ckelt sich die Soft­ware in klei­ne­ren Schrit­ten und es ent­ste­hen schnell Lösungs­an­sät­ze, die immer wei­ter aus­ge­feilt wer­den kön­nen.

3. Expe­ri­men­tie­ren ohne Risi­ken: Es ent­steht eine „Inku­ba­ti­ons­zo­ne“ für neue Anwen­dun­gen, in der Ent­wick­ler ohne hohe Risi­ken expe­ri­men­tie­ren kön­nen. Das Expe­ri­men­tie­ren erfor­dert auf­grund der Cloud-Infra­struk­tur kei­ne hohen initia­len Inves­ti­tio­nen (etwa für Hard­ware) und auch kei­ne von A bis Z durch­ge­rech­ne­ten Busi­ness Cases.

4. Con­tent Packa­ges ein­setz­bar: Es gibt bereits vor­de­fi­nier­te Bau­stei­ne, die es Unter­neh­men ermög­li­chen, Daten aus ihren SAP-Sys­te­men zu nut­zen. Pro­dukt- und Kun­den­da­ten las­sen sich über Con­tent-Packa­ges als gesamt­heit­li­ches Objekt anbie­ten.

5. ABAP zieht 2018 in SAP Cloud Plat­form ein: Die SAP Cloud Plat­form wird künf­tig die Pro­gram­mier­spra­che ABAP ein­set­zen kön­nen. Der­zeit set­zen eini­ge aus­ge­wähl­te Kun­den die tra­di­tio­nel­le SAP-Pro­gram­mier­spra­che schon ein. Der Vor­teil: Erfah­re­ne Mit­ar­bei­ter mit SAP-Know-how kön­nen stär­ker als bis­her in Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jek­te mit der SAP Cloud Plat­form invol­viert wer­den.

Hin­weis: SAP ECC bzw. SAP Busi­ness Suite rei­chen als Grund­la­ge für die Nut­zung der SAP Cloud Plat­form in der Regel aus. SAP S/4HANA ist aus tech­ni­scher Sicht also nicht unbe­dingt erfor­der­lich. Aller­dings ist die Anbin­dung der Platt­form über ein „Ser­vice Ena­blem­ent“ recht ein­fach, wäh­rend Kun­den, die auf dem SAP ECC auf­set­zen, zunächst die betref­fen­den Infor­ma­tio­nen aus dem ERP als „restful ser­vice“ ver­schalt wer­den müs­sen, um über die SAP Cloud Plat­form auf den Backend-Ser­vice zugrei­fen zu kön­nen.

6. Wel­che Vor­tei­le bie­tet die SAP Cloud Plat­form gegen­über Wett­be­wer­bern?

Bei der SAP Cloud Plat­form han­delt es sich um ein Plat­form-as-a-Ser­vice-Ange­bot, das mit geschäfts­re­le­van­ten Inhal­ten ver­edelt wur­de. So bie­ten wir neben einer sehr guten Inte­gra­ti­on in SAP-Sys­te­me zum Bei­spiel über maschi­nel­les Ler­nen mehr­di­men­sio­na­le Zeit­rei­hen­pro­gno­sen, setz­ten die­se aber auch gleich­zei­tig in einen geschäft­li­chen Kon­text, um bei­spiels­wei­se den opti­ma­len Preis für ein Pro­dukt vor­her­zu­sa­gen. Ein ande­res Bei­spiel ist die Bil­der­ken­nung. Auch hier bie­ten wir über maschi­nel­les Ler­nen einen Ser­vice an. Das ent­spre­chen­de Modell kann pro­blem­los auf die Kun­den­si­tua­ti­on trai­niert wer­den, so dass sich kun­den­in­di­vi­du­el­le Objek­te wie Pro­duk­te, Kom­po­nen­te oder Ersatz­tei­le erken­nen las­sen. Ein wei­te­rer Vor­teil: Kun­den kön­nen die SAP Cloud Plat­form künf­tig auch in der Cloud-Infra­struk­tur von Ama­zon, Micro­soft oder Goog­le betrei­ben.

7. Wel­che Rol­le spielt die SAP Cloud Plat­form bei SAP Leo­nar­do?

Die SAP Cloud Plat­form und SAP Leo­nar­do sind wie Yin und Yang. Ein wesent­li­cher Teil des SAP-Leo­nar­do-Port­fo­li­os wird auf der SAP Cloud Plat­form zur Ver­fü­gung gestellt. SAP Leo­nar­do fokus­siert dabei auf neue Tech­no­lo­gien wie Machi­ne Lear­ning, IoT und Block­chain und setz­te die­se in den Kon­text eines kun­den­be­zo­ge­nen Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jekts. Doch prägt die Tech­no­lo­gie nur die eine Sei­te von SAP Leo­nar­do. Ähn­lich wich­tig ist die Metho­dik und das Bran­chen­wis­sen, das in Design-Thin­king-Work­shops ein­fließt und letzt­lich erst die indi­vi­du­el­len Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jek­te in den Unter­neh­men ermög­licht.

 

Die SAP Cloud Plat­form bil­det die Grund­la­ge für vie­le der Ser­vices, die in SAP Leo­nar­do bereit­ge­stellt wer­den, wie zum Bei­spiel Machi­ne Lear­ning, das Inter­net of Things, Big Data, Ana­ly­tics, Block­chain oder Data Intel­li­gence.

8. Wel­che Stra­te­gie ver­folgt SAP mit der SAP Cloud Plat­form?

Offen­heit: SAP setzt auf offe­ne Stan­dards und ist etwa kürz­lich der Cloud Nati­ve Com­pu­ting Foun­da­ti­on als Pla­ti­num Mem­ber bei­getre­ten. Die Moti­va­ti­on dafür liegt dar­in, das The­ma Con­tai­ner-Tech­no­lo­gie und deren Orches­trie­rung für Unter­neh­mens­an­wen­dun­gen vor­an­zu­trei­ben. Grund­la­ge ist die Open-Source-Tech­no­lo­gie Kuber­netes, die Goog­le ent­wi­ckelt hat und die von der Cloud Nati­ve Com­pu­ting Foun­da­ti­on in unter­schied­li­chen Pro­jek­ten vor­an­ge­bracht wird. Wäh­rend eine Hoch­ver­füg­bar­keits­ar­chi­tek­tur über vir­tu­el­le Maschi­nen heu­te an Rechen­zen­tren gebun­den ist, lässt sich – stark ver­ein­facht gesagt – deren hohe Ska­lier­bar­keit über die Con­tai­ner-Tech­no­lo­gie in der Cloud abbil­den. Zudem ist SAP Teil der Open-API-Initia­ti­ve: Hier geht es dar­um, sich in der Ent­wick­lung der Busi­ness Ser­vices der SAP Cloud Plat­form an Indus­trie­stan­dards zu ori­en­tie­ren und kei­ne pro­prie­tä­ren Lösun­gen her­vor­zu­brin­gen. Zudem arbei­tet SAP aktiv in der Cloud Foundry mit, deren offe­ne Platt­form eben­falls der SAP Cloud Plat­form zu Grun­de liegt.

Pro­duk­ti­vi­tät und Agi­li­tät: Die Funk­tio­na­li­tä­ten sol­len ein­fach nutz­bar sein. So kap­seln Soft­ware Deve­lo­p­ment Kits (SDK) die Ent­wick­ler­kom­ple­xi­tät und ermög­li­chen deren Nut­zung über ein­fa­che Funk­tio­na­li­tä­ten. Ent­wick­lungs­me­tho­den wie etwa der Design-Thin­king-Ansatz erleich­tern den Weg von „Mock-ups“ über den Bau von Pro­to­ty­pen bis hin zur Pro­duk­tiv­set­zung einer neu­en Lösung. Dabei spielt es kei­ne Rol­le, in wel­cher Cloud-Infra­struk­tur die Anwen­dun­gen bereit­ge­stellt wer­den (Mul­ti-Cloud-Stra­te­gie). Wenn also ein Unter­neh­men als stra­te­gi­sche Cloud-Platt­form auf den Infra­struk­tur­pro­vi­der Ama­zon Web Ser­vices (AWS) setzt, lässt sich auch die SAP Cloud Plat­form dar­auf betrei­ben. Sowohl die Cloud-Infra­struk­tur von Micro­soft (Azu­re) als auch Goog­le (Cloud Plat­form) befin­den sich der­zeit im Beta-Sta­di­um und wer­den in Zukunft zur Ver­fü­gung ste­hen.

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